Jedes handelsübliche Mainboard verfügt inzwischen über einen Onboard-RAID-Controller. Man kann den RAID Controller so konfigurieren, dass alle Daten auf zwei Platten gleichzeitig geschrieben werden. Mit geringem Aufwand erhält man so eine erhebliche zusätzliche Sicherheit gegen Ausfall einer Festplatte.
Festplatten sind grundsätzlich immer fast voll - egal, wie groß sie sind. Und je mehr Daten gespeichert sind, desto größer sind die Probleme, wenn mal eine Platte ausfällt. Ganz egal welches Fabrikat und welche Laufzeit, Festplatten unterliegen mechanischem Verschleiß und werden irgendwann ausfallen. Die Frage ist nicht, ob - sondern wann eine Platte ausfällt.
Selbst wenn man Backups hat - der Zeitaufwand, das System neu zu installieren und die Daten aus womöglich mehreren Backups wiederherzustellen, ist enorm. Allein das Kopieren von 2 TByte Daten von einer externen Festplatte dauert rechnerisch wenigstens 5 Stunden:
100 MByte | 1 s |
1 GByte | 10 s |
10 GByte | 100 s |
100 GByte | 15 min |
1 TByte | 2,5 h |
Un wenn man tausende von kleinen Dateien kopiert oder eine USB-Platte verwendet, dauert es noch wesentlich länger.
Mirroring mit RAID 1
RAID 1 bedeutet, dass alle Daten parallel auf zwei Festplatten geschrieben werden. Sollte eine Disk während des Betriebs ausfallen, wird automatisch nur noch die zweite, noch funktionsfähige Festplatte benutzt. Diese Funktion wird vom Disk-Controller ausgeführt, der Benutzer merkt von dem Ausfall nichts und es gehen keine Daten verloren.
Man sollte nun natürlich schnellstmöglich eine neue Festplatte einbauen. Der Controller bzw. das Betriebssystem kopiert dann im Hintergrund den gesamten Inhalt der funktionsfähigen Platte auf die neue Platte. Auch dieser Vorgang ist automatisch und der User merkt von dem Vorgang nichts. Nach ein paar Stunden ist das RAID 1 wieder voll funktionsfähig.
Installation
Die Konfiguration eines RAID 1 ist denkbar einfach:
- zwei gleichgroße Festplatten einbauen und an den internen Controller anschließen (sind die Platte nicht gleichgroß, hat das RAID 1 nur die Kapazität der kleineren Platte)
- Im BIOS die RAID-Funktion aktivieren
- nach dem Neustart gibt es einen zusätzlichen BIOS-Menüpunkt, in dem das RAID konfiguriert werden kann. Bei meinem Gigabyte Mainboard wird dieser Punkt mit Ctrl-E aufgerufen.
- in der RAID Konfiguration werden die zwei Festplatten ausgewählt und als RAID 1 konfiguriert.
Manche Mainboards haben mehrere SATA- bzw. RAID-Controller. Mein Gigabyte GA-P55M-UD2 z.B. verwendet den Intel P55 Chipsatz (der 5 SATA-Schnittstellen aufweist) und hat noch einen zusätzlichen Gigabyte SATA Controller mit 2 SATA-Schnittstellen. Ich habe die zwei neuen Festplatten an die Intel-Schnittstellen angeschlossen.
Bei der RAID-Konfiguration werden die Festplatten neu formatiert. Alle Daten gehen verloren.
Windows 7 installieren
Eine positive Überraschung gab es bei der Installation von Windows 7: das RAID 1 wurde ohne zusätzliche Treiberdiskette erkannt. Die Intel-Treiber gehören wahrscheinlich zur Standardkonfiguration von Windows 7.
Intel Matrix Storage Console installieren
Falls das Mainboard den Intel-Chipsatz verwendet, kann man zusätzlich noch die Intel Matrix Storage Console installieren. Dies ist ein Utility, mit dem man alle Konfigurationsmöglichkeiten von Windows aus (anstatt vom BIOS aus) durchführen kann. Außerdem erhält man in der Taskleiste ein Symbol, das den Zustand des RAID 1 Arrays anzeigt. Sollte es ein Problem geben, erhält man sofort weitere Informationen.
Die Software kann man hier downloaden (evtl. vorher nach neueren Releases suchen): http://downloadcenter.intel.com/Detail_Desc.aspx?agr=Y&DwnldID=17882&lang=eng
Weitere Informationen zu Intels RAID Lösungen erhält man hier:
http://www.intel.com/p/en_US/support/highlights/chpsts/imsm
Und was passiert, wenn eine Festplatte ausfällt?
Nachdem alles installiert und konfiguriert wurde, sollte man mal den Ernstfall testen. RAID 1 verspricht ja, alle Daten (quasi-) parallel auf die beiden Festplatten zu schreiben, und, wenn eine Platte defekt ist, nur noch die funktionsfähige zu verwenden.
Also: PC ausschalten, Stromversorgung der einen Platte abziehen, PC wieder starten.
Und siehe da, der PC startet trotzdem, alles funktioniert so wie vorher. Allerdings hängt der PC beim Startvorgang ein paar Sekunden im RAID-BIOS (hier wird eine Warnung angezeigt), und auch die Intel Matrix Storage Console meldet ein Problem.
Jetzt wird der Einbau einer neuen Platte simuliert (die Stromversorgung wird wieder angeschlossen). Beim erneuten Start erkennt das RAID, dass wieder beide Platten funktionsfähig sind, aber dass eine Synchronisation erforderlich ist. Wenn man die Intel Matrix Storage Console installiert hat, beginnt diese Software, alle Daten von der alten auf die neue Platte zu synchronisieren. Dieser Vorgang dauert allerdings viele Stunden (siehe oben). Man kann den PC auch zwischendurch abschalten, beim erneuten Start geht es dann wieder weiter.
Wenn man diese Software nicht installiert hat oder einen anderen Chipsatz verwendet, kann man die Synchronisation in jedem Fall vom BIOS aus starten. Allerdings kann man während dieses Zeitraums nicht mit dem PC weiterarbeiten, man sollte das also besser über Nacht laufen lassen.
Während dieser Zeit ist man natürlich nicht mehr geschützt - sollte jetzt die erste Platte ausfallen, sind alle Daten verloren.
Backups
Achtung
Ein RAID 1 ist keine Backup-Lösung! Wenn man z.B. eine Datei löscht, wird diese natürlich auf beiden Platten gleichzeitig gelöscht.
Nachteile
Die Verwendung eines Onboard-RAID-Controllers hat auch Nachteile:
- es handelt sich im Grunde nicht um einen "echten" (Hardware) RAID Controller. Man ist immer auf einen Software-Treiber angewiesen.
- falls das Mainboard einen Defekt hat, kann es passieren, dass die Platten an einem anderen Mainboard nicht als RAID Platten erkannt werden. Man müsste sich also notfalls ein Mainboard vom gleichen Typ beschaffen, nur um die Platten wieder auslesen zu können.
Diese Nachteile kann man umgehen, indem man einen echten Hardware RAID Controller (eine zusätzliche PCI-Karte) verwendet.
Fazit
Ein RAID 1 lässt sich mit sehr geringem Aufwand einrichten. Im Grunde braucht man nur eine zusätzliche Festplatte, der nötige RAID Controller ist in der Regel bereits auf dem Mainboard enthalten. Bei einer Neuinstallation sollte man ein RAID 1 auf alle Fälle in Erwägung ziehen.
Siehe auch die folgenden Artikel:
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Rescue disk with ddrescue — How to rescue a broken disk drive using ddrescue.
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RAID 1 unter Windows 7 installieren — Jedes handelsübliche Mainboard verfügt inzwischen über einen Onboard-RAID-Controller. Man kann den RAID Controller so konfigurieren, dass alle Daten auf zwei Platten gleichzeitig geschrieben werden. Mit geringem Aufwand erhält man so eine erhebliche zusätzliche Sicherheit gegen Ausfall einer Festplatte.
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Festplatten mit SMART überwachen — S.M.A.R.T. ist eine Technologie, mit der man den Zustand von Festplatten überwachen kann.
Unter Linux kann die Überwachung automatisch erfolgen. Die smartmontools enthalten für diesen Zweck den smartd: Er fragt periodisch den aktuellen Zustand aller Platten ab, führt Tests durch und benachrichtigt gegebenenfalls den Administrator per Email.
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Defekte Festplatten finden — Festplatten halten nicht ewig. Jede Festplatte wird irgendwann einmal ausfallen, was im schlimmsten Fall den Totalverlust sämtlicher darauf enthaltener Daten bedeutet.